Heute gibt es den zweiten Teil unserer kleinen Artikelreihe zum Ernährungsreport 2017. Den ersten Teil findet ihr hier.
Fleisch und andere Lieblinge
53% der Befragten essen laut der Befragung am liebsten Fleisch. Na ja, das sind immerhin 47%, deren Lieblings”gericht” das nicht ist. Interessant ist, dass wir in mehreren Artikeln dazu zwar die “Fleischzahl” gefunden haben, andere Lieblingsgerichte aber ohne Prozentzahlen genannt wurden. Sie stehen aber natürlich im Report: 38% wählten Nudelgerichte, 20% Gemüsegerichte, 16% Fischgerichte, 15% Suppen, 14% Kartoffelgerichte und jeweils 13% gaben Pizza und Geflügelgerichte als Lieblingsessen an.
Das ergibt durchaus ein anderes Bild, oder? Denn die Pizza passt hier nicht so recht zu den hohen Angaben wie im ersten Blogartikel genannt (was auch wieder dafür spricht, dass es mit der genauen Fragestellung zusammenhängt) und auch das immer wieder hoch gelobte Geflügel erreicht nicht sonderlich viele Prozente. Nudelgerichte, Suppen und Kartoffelgerichte können durchaus sowohl mit Fleisch als auch mit Gemüse zubereitet werden, und 20% bei reinen Gemüsegerichten finden wir jetzt gar nicht mal wenig, zumal die Frage sich ja wirklich auf Lieblingsgerichte bezieht.
Rechnet man das mal zusammen, kommt man auf 87% Gerichte, die vegan oder vegetarisch sind und die von den 1000 Befragten als Lieblingsessen angegeben wurden. Äh, 87%? Und 53% mit Fleisch als Liebling? Aha, offenbar war hier eine Mehrfachnennung zulässig, ja? Ist ja wichtig zu wissen …
Alles ist gut?
Dass mit dieser Fleischlust irgendwas im Argen liegt, scheint allerdings bei vielen Leuten inzwischen angekommen zu sein. Ganze 79% der Befragten wünschen sich ein staatliches Siegel zu tiergerechter Haltung, insgesamt 64% gaben an, sich an Siegeln und Etiketten generell zu orientieren. Ob da was zu erwarten ist in Richtung staatlicher Siegel? Und wenn ja: Wie soll das aussehen? Erste Kritik dazu findet sich auch schon. Einen Einblick dazu beispielsweise im Abendblatt (Link entdeckt dank Deutschland is(s)t vegan bei Facebook ;-)).
Spannend ist dabei auch, dass tatsächlich 71% der Leute der Ansicht sind, dass Lebensmittel in Deutschland unter guten bis sehr guten Bedingungen produziert werden. Auch hier wären die genauen Fragestellungen interessant zu wissen, denn zugleich glauben 87%, dass eine Verbesserung gerade in Bezug auf tierische Lebensmittel erforderlich wäre, und artgerechte Haltung liegt mit 70% bei den Prioritäten sogar noch knapp vor der Produktqualität (69%).
Übrigens kommt eine faire Entlohnung nur bei 57% auf die Wunschliste, umweltschonende Produktionsmethoden bei 49%.
Ganze 89% der Befragten würden auch mehr zahlen für Fleisch aus besserer Haltung. Im Mittel sind 13,60€ angegeben, bei den 14-18-Jährigen sogar 14,70€ pro Kilo.
Was wir für uns daraus ziehen
Auch hier sind die Schlagzeilen großer oder gar steigender Lust an Fleisch wieder eine ziemliche Mogelpackung, Dass Fleisch noch immer gern und viel gegessen wird: keine Frage. Doch zugleich konsumieren die Deutschen Jahr für Jahr ein bisschen weniger Fleisch, und laut Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie e.V. wohl noch am meisten Wurstwaren, nämlich etwa zur Hälfte des Gesamtverbrauchs. Ärgerlich daran: Das heißt leider nicht, dass weniger geschlachtet und “genutzt” würde. Vielmehr werden die Anstrengungen intensiviert, mehr zu exportieren. Womit anderswo (weiter) die Märkte kaputt gemacht werden … ein Trauerspiel.
Uns sagen die Zahlen aber auch, dass viel davon abhängt, eine Vielzahl an Rezepten zur Auswahl zu haben, die ohne Tierisches auskommen. In dieser Hinsicht hat sich in den letzten Jahren ja unheimlich viel getan. Leider sind entsprechende Bücher aber weiterhin abseits von Aktionstischen eher weniger in den lokalen Buchläden vertreten, in Zeitschriften ohne veganen Fokus noch viel weniger. Und was Brotbeläge angeht, ist noch einiges zu tun. In vielen Büchern finden sich vor allem süße Aufstriche. Selbst in solchen, die mit Untertiteln wie “von süß bis herzhaft” werben, finden sich vor allem süße Aufstriche. Bei der Beliebtheit von Wurst sollte man da vielleicht eher einen Fokus auf den herzhaften Bereich setzen. Vielleicht widmen wir uns dem mal intensiver.