Wie schon im letzten Artikel erwähnt, liegt unser Mückenstichcounter aktuell verdammt hoch. Das ist lästig, hässlich, juckt und piekst teilweise ganz ordentlich. Bei mir sowieso, weil ich auf Insektenstiche generell empfindlich reagiere. Was tun?

Im Verlauf meines Lebens habe ich schon so einige Mittelchen ausprobiert und verschrieben bekommen. Das sind dann entweder kortikoide Hammer oder wirkungslose Dinge, die vielleicht mal 5 Minuten kühlen, mehr aber auch nicht.

Außerdem möchte ich etwas, das mir einerseits bei den vorhandenen Stichen hilft, aber auch neue vermeidet und optimalerweise gleich noch ein bisschen Sonnenschutz mitbringt. 3 in 1 sozusagen. Geht nicht? Doch, geht. Ich verrate euch mal, wie.

Man nehme …

Für meine Zwecke verwende ich Kokosöl (das als Biovariante ohnehin in der Küche steht) und mische es mit ätherischen Ölen.

Die Öle meiner Wahl für die schnelle Lösung sind hierbei Lavendel fein, Indischer Weihrauch, Teebaum und Citronella.

Warum?

Kokosöl ist ja seit einer Weile ohnehin total hipp für alles mögliche. Tatsächlich hat es einen leicht kühlenden und feuchtigkeitsspendenden Effekt. Es zieht zumindest oberflächlich ein und hat einen eigenen Lichtschutzfaktor (LSF) von 4-10. Außerdem soll es geringfügig insektenabweisend wirken. Also perfekt für unsere Zwecke! Ein bisschen vorsichtig sollte man sein, wenn man zu Pickeln und Mitessern neigt. Zwar sagt man dem Kokosöl nach, dort auch ausgleichend zu wirken, auf der anderen Seite wirkt es komedogen, fördert also genau solche Unreinheiten. Abhängig vom Hauttyp also am besten einfach mal ausprobieren. Es soll zudem ein bisschen desodorierend wirken. Da Mücken von Schweiß angelockt werden, kommt uns das sehr gelegen.

Wenn Entzündungen, Verletzungen und irgendwas in dieser Richtung anstehen, ist Lavendel fein immer die erste Wahl für uns. Es ist tatsächlich ein Allrounder und wirkt so gut, dass wir mittlerweile immer mindestens eine 30ml-Flasche im Haus haben. Achtung: Lavendel fein ist kein Ausdruck dafür, wie prima wir das Öl finden, sondern der tatsächliche Name des Öls. Botanisch handelt es sich um das Öl von Lavendula angustifolia. Das ist wichtig, da es zig verschiedene Lavendelarten gibt und auch im Bereich ätherischer Öle verschiedene Arten erhältlich sind. Die haben teils aber eine gänzlich andere Wirkung als die, die wir hier wollen, also bitte auf jeden Fall auf Lavendel fein achten. Dieser Lavendel nimmt den Juckreiz und wirkt insektenabweisend.

Indischer Weihrauch wirkt stark entzündungs- und auch schmerzhemmend, außerdem antibakteriell. Die Boswelliasäuren (der botanische Name dieses Weihrauchs lautet Boswellia serrata) wirken auf Entzündungsprozesse und ihre klassischen Merkmale: Rötung, Schwellung, Schmerz, Überwärmung. In Indien gibt es ein zugelassenes Medikament mit indischem Weihrauch, in der Schweiz beispielsweise ebenso. In Deutschland ist das Harz als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Das aber nur am Rande, denn wir wollen ja das ätherische Öl für ein Körperöl.

Teebaumöl ist ein weiterer Klassiker, der nicht umsonst in den 80er-Jahren schwer in Mode kam. Leider ist das Öl zwischenzeitlich auch ein bisschen in Verruf geraten. Zu Unrecht, aber dazu später noch ein paar Infos. Die Stärken des Teebaumöls liegen in der stark antiinfektiösen  und antibakteriellen Wirkung. Es kann noch mehr, aber das ist in Bezug auf unser Körperöl hier jetzt nicht so interessant.

Citronella ist im Grunde Zitronengras. Den Geruch kennen die meisten, zumal mit Citronella gerne Melissenextrakte, zum Beispiel in pflegender Kosmetik, Badezusätzen und so weiter, gestreckt werden.  In unserem Körperöl soll es vor allem die Mücken fern halten, hat allerdings auch eine antiinfektiöse und desodorierende Wirkung.

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Aber Studien sagen …

… dass Öle gar nicht wirken? Ja, manchmal heißt es, sie wären wirkungslos, manchmal sind sie dann plötzlich so wirksam, dass sie Hautreizungen auslösen. Je nachdem, wer halt gerade irgendwo was schreibt und welche Quellen nutzt und so weiter.

Die Stiftung Warentest hat beispielsweise schon mehrfach Mückenmittel getestet (und dabei fast alle für Schrott befunden, außer z.B. Autan), und ging im Bericht auch auf zum Beispiel Citronella ein. Die Rede war da allerdings von Duftkerzen, und welcher Herkunft und Qualität der Citronelladuft von denen war, darauf wurde nicht geschaut.

Die Wahrheit liegt wie meist irgendwo in der Mitte. Ätherische Öle können durchaus Hautreizungen verursachen oder durch ihre fototoxischen Inhaltsstoffe für Flecken auf der Haut sorgen und solcherlei.  Wichtig ist hierbei, die Verträglichkeit vorher auszutesten (1 Tropfen in 1 Tropfen Basisöl, also zum Beispiel Sesamöl, Mandelöl, Kokosöl etc. mischen und in die Ellbeuge geben), wenn man empfindlich ist, nicht nach dem Prinzip “viel hilft viel” zu arbeiten und ansonsten ein paar Dinge zu beachten, die ich euch gleich noch aufschreibe.

Davon abgesehen könnt ihr euch ja den Spaß mal gönnen und alle INCI einer Sonnencreme (die klein gedruckten Bezeichnungen) googlen. Wie haut-/gesundheitsfreundlich wirkt das so auf euch?

Das Rezept

100ml Kokosöl (nativ, bio)
10 Tropfen indischer Weihrauch
15 Tropfen Lavendel fein
10 Tropfen Teebaum
5 Tropfen Citronella

Kokosöl schmilzt schon bei etwa 22-25°C, also reicht es aus, euren Behälter mit dem Öl einfach (verschlossen) auf eine sonnige Fensterbank zu stellen. Habt ihr sowas nicht, könnt ihr es auch vorsichtig im Wasserbad erhitzen. Bei den sommerlichen Temperaturen sollte sich aber eigentlich ein sonniges Plätzchen finden lassen.

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Nun die ätherischen Öle eintropfen, umrühren, fertig.

Wichtig beim Einkauf

Nur aus wirklich guten Zutaten bekommt man auch wirklich gute Ergebnisse. Das gilt für das Kochen ebenso wie für dieses Körperöl.

Also solltet ihr möglichst auf Bioqualität achten. Davon abgesehen ist es bei ätherischen Ölen wichtig, auf den genauen Inhalt zu achten.

100% naturreines ätherisches Öl

Das ist das, was ihr wollt. Nicht naturidentisch, nicht natürlich, schon gar nicht synthetisch oder ohne Angabe. Nur naturreines Öl ist genau das Öl, das die oben beschriebenen Wirkungen hat.

Ja, das ist nicht günstig, aber wenn es günstig ist, ist es in dem Fall auch Schrott – im besten Fall wirkungslos, im schlechtesten Fall hautreizend.

Es gibt verschiedene Firmen und Shops, in denen ihr die benötigten Öle bekommen könnt. Eigentlich bestellt euch so ziemlich jede Apotheke auch die einzelnen Sachen. Selbst da würde ich persönlich euch allerdings die Öle von Primavera empfehlen.

Solltet ihr ohnehin das benötigte Öl im Haus haben, weil ihr selbst mixt, für die Duftlampe oder warum auch sonst, dann bitte: Habt ein Auge darauf, seit wann es schon bei euch rumsteht. Ich selbst verwende weder Teebaum- noch Citronella-Öl, das länger als etwa ein halbes Jahr rumsteht. Durch den Kontakt mit der Luft (Sauerstoff –> Oxidation) verändern sich die Inhaltsstoffe und können dann ebenfalls hautreizend sein.

Das ist aber teuer!

Wenn ihr wirklich alles neu kaufen müsst, kostet euch ein Glas Kokosöl (200ml) knapp 10€ und die vier Öle rund gerechnet für je 5ml auch noch mal 20€ zusammen. Macht 30€, was nun nicht gerade günstig ist.

Ihr müsst euch dann überlegen, was ihr in erster Linie wollt.

Soll es einfach nur ein bisschen Linderung bei Mückenstichen sein? Dann könnt ihr die Kokosölmenge halbieren und einfach dieselbe Tropfenzahl Lavendel fein und Teebaum einmischen.

Geht es in erster Linie um die Abwehr? Dann halbiert die Kokosölmenge und tropft nur Lavendel fein und Citronella ein.

In beiden Fällen spart ihr dann jeweils immerhin etwa 10€.

Allerdings reicht die Menge des ätherischen Öls bei 5ml je Flasche gut und gerne auch, um etwa 1 Liter des Kokosöls damit zu vermischen. Vielleicht wollt ihr ja noch eure Familie (bitte nicht bei Kindern unter 3 Jahren verwenden!) oder Freunde versorgen und/oder ihr könnt euch die Kosten teilen?

1kg Kokosöl kosten etwa 50€, dazu die Öle für 30€. Macht 80€ für 1000ml Körperöl, also 1 Liter. Sind 8€ pro 100ml – und damit plötzlich doch nicht mehr teuer, außerdem 100% pflanzlich, vegan, selbst gemacht und weitgehend sogar bio. 😉

Dieses Rezept habe ich eben speziell für mich und meine Bedürfnisse kreiert, aber es ist nicht in Stein gemeißelt, wie ihr seht.

Geld spielt keine Rolle! – Ich will mehr!

Natürlich lässt sich dieses Rezept auch noch weiter aufpolieren.

Beispielsweise könnt ihr einen Teil des Kokosöls (nach Belieben) mit Weizenkeimöl austauschen. Weizenkeimöl hat einen Lichtschutzfaktor von etwa 10-20, sodass euer Körperöl besser vor der Sonne schützt. Weizenkeimöl enthält zudem viel Vitamin E, das die Haut zusätzlich schützt und pflegt. 100ml kosten euch etwa 11€.

Karottensamenöl (ätherisches Öl) ist für ungefähr 12€ für 5ml zu haben. Oben genanntes Rezept könnt ihr um etwa 10 Tropfen ergänzen und habt dadurch einen weiteren Sonnenschutz (eigener LSF 20-30). Es ist ein sehr hautpflegendes Öl und sorgt für eine schicke Bräune.

Der Lichtschutzfaktor

Die angegebenen Werte sind nur Richtwerte. Genau lässt sich so ein Faktor einfach mal eben so nicht angeben. Es ist eben auch kein Öl, das primär auf Sonnenschutz abzielt, sondern auch. Sicherheitshalber würde ich darum beim Rezept von einem LSF 5 ausgehen. Das heißt, ihr könnt damit 5x länger in der Sonne bleiben als ohne Sonnenschutz. Das macht dann meist grob eine Stunde aus. Nach dieser Zeit verflüchtigt sich auch die Wirkung der ersten ätherischen Öle, sodass Nachölen angesagt ist. Und natürlich solltet ihr in der Mittagshitze eh nicht in der prallen Sonne stehen, generell auf Schatten achten, eventuell sogar einen Sonnenhut aufsetzen … ihr wisst schon. Passt auf euch auf! 🙂