Vielleicht wird Clawdeen jetzt entrüstet aufschreien, aber meine Antwort darauf lautet: Ja, ist es. Zumindest, wenn man diesen Schritt richtig vorbereitet und nicht alleine ins kalte Wasser springt.
Seit gut einem Jahr pflege ich nun mit einem Lächeln auf den Lippen einen veganen Lebenswandel. Den Zwischenschritt mit einem Einstieg über eine vegetarische Ernährung habe ich weggelassen, doch war mein Umstieg lange geplant, gut vorbereitet und vor allem musste ich diesen Schritt nicht alleine machen.
Wie Clawdeen schon in ihrem Beitrag geschrieben hat: Man muss zuerst lernen, sich mit etwas alltäglichem wie z.B. Essen neu auseinanderzusetzen. Man braucht Zeit, Muße und darf sich nicht wundern, wenn die ersten 2-3 Besuche im Supermarkt statt der üblichen halben Stunde einmal die doppelte Zeit in Anspruch nehmen, nur weil man das Kleingedruckte liest und sein Kaufverhalten komplett umkrempelt. Vitamin B12 und der Eisengehalt eines Lebensmittels gehörten für mich bis zu diesem Zeitpunkt in den Chemieuntericht, aber doch nicht in meinen Ernährungsplan! Seitan? Kommt das aus der Bibel? Lasst uns über Honig sprechen? Im Laufe meiner mehrmonatigen Vorbereitung, in der ich mich weiterhin omnivor ernährt habe, eröffnete sich mir nach und nach eine komplett neue Welt, wie Lewis Carolls Wunderland.
Ich muss mir auch eingestehen, dass diese Informationsflut mich erdrückt hätte, wenn ich nicht die Möglichkeit gehabt hätte, jemanden mit meinen Fragen zu löchern und meine Vorbereitung in geordnete Bahnen zu lenken: Clawdeen. Auch wenn heutzutage alle Infos im Netz zu finden sind, Buchhandlungen mit Büchern zu Veganismus überquellen und Berichte im Fernsehen oder bei Youtube allgegenwärtig sind, erleichtert es doch den Umstieg sehr, wenn man jemanden hat, der einem Fragen kurz und bündig beantworten kann. Der Vergleich zu einem Handwerk, dass man entweder im Selbststudium oder durch einen Lehrmeister erlernt, ist da gar nicht mal so unangebracht. Man kann sich viele Fehler und Rückschläge ersparen und von der Erfahrung eines anderen profitieren.
Auch nach meinem Umstieg hat mir meine vegane Weggefährtin vieles erleichtert. Es gibt einen ganzen Haufen an kleinen Problemen und Ereignissen, die selten in Begleitliteratur oder Berichten angesprochen werden. Ich erinnere mich noch an die letztjährige Weihnachtsfeier mit meinen Arbeitskollegen, die ich einfach habe ausfallen lassen, da ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, wie ich dort klar kommen soll. Oder die erste Diskussion mit jemandem, der mich von meinem “Irrglauben” abbringen wollte. Der Erfahrungsaustausch hat mir geholfen, dafür Lösungen zu finden und nicht gleich frustriert das Handtuch zu werfen.
Ist vegan werden einfach? Vielleicht lässt sich darauf keine allgemeingültige Antwort geben und jeder Mensch bestreitet diese Entwicklung anders, aber es ist auf jeden Fall wesentlich leichter, wenn man diesen Weg a) vorbereitet und b) nicht alleine bestreitet.