“Das ist ein Krimi!” – “Nein, ein Thriller!” – “Echt? Nicht eher Horror?” …

Krimis und Thriller sind weitgehend bekannte Begriffe. Und doch gibt es scheinbar zahllose Unterteilungen, die dem Genre eine unglaubliche Vielfalt verleihen und oft für Verwirrung sorgen. Das beleuchten wir in diesem Artikel heute mal genauer.

Eine Übersicht über den Krimi

Generell bezeichnet der Krimi ein Genre, in dem es zu Verbrechen kommt, die dann durch Privatpersonen, durch die Polizei oder andere Organisationen aufgelöst werden. Das, was die meisten Leute dabei mit dem Wort Krimi verbinden, ist die klassische Detektivgeschichte.

DetektivIn den Detektivgeschichten ist das Verbrechen bereits geschehen. Geschildert werden die Ermittlungen und das Aufdecken der Geheimnisse eventuell beteiligter Personen. Hierbei gibt es entweder die Option, den Leser oder Zuschauer mitraten zu lassen und erst am Ende aufzulösen, oder zunächst das Verbrechen zu zeigen und den Schwerpunkt dann auf die Art und Weise der Täterermittlung zu legen.

Ersteres bezeichnet man als “Who’s done it?” oder kurz “Whodunit“, was in deutscher Sprache beides “Wer hat es getan?” bedeutet. Liegt der Schwerpunkt hingegen auf der Täterermittlung und der Täter ist dem Leser oder Zuschauer gleich zu Beginn bekannt, spricht man auch vom invertierten Krimi.

Thriller?

Neben der Detektivgeschichte bildet der Thriller das zweite große Subgenre des Krimis. Hierbei gerät der Protagonist selbst in Gefahr, meist steht diese Gefahr sogar im Mittelpunkt der Handlung. Dieses Subgenre ist daher oft noch weitaus spannender und oft auch actionreicher.

Ist die Bedrohung hierbei nicht durch reale Personen ausgelöst, sondern durch Fantasy- oder Horrorelemente (ein “böses Monster” beispielsweise), zählt die Geschichte streng genommen auch zum Horror- bzw. Fantasygenre.

Eine Besonderheit, die seit einigen Jahren existiert, ist die Bedrohung durch eingebildete Gegner. So kann ein angebliches Monster eigentlich ein ganz normaler Mensch sein, dem mehr angedichtet wird, als tatsächlich vorhanden ist. Womöglich spielt eine gesamte Handlung sich aber auch im Geist des Protagonisten ab, entspringt einer Halluzination und so weiter.

In diesen Fällen kommt es letztlich auf den Einzelfall an, wo man das jeweilige Buch oder den jeweiligen Film einordnen mag.

Beispiele für solche “kniffligen Fälle” wären etwa: Bücher von Wulf Dorn, das Hörspiel Open the door (Marco Göllner) oder Filme wie Split.

Anspruch von Krimis?

Der Krimi war schon immer ein Genre der Unterhaltungs- beziehungsweise Trivialliteratur. Es ging ihm immer schon darum, in erster Linie zu unterhalten, auch wenn es durchaus einige anspruchsvolle Geschichten innerhalb des Genres gibt. Mittlerweile ist der Krimi jedoch eine anerkannte Literaturgattung.

Zahlreiche Literaturpreise werden für diese Gattung vergeben, etwa der amerikanische “Grand Master“-Award, die “Edgar Allan Poe“-Awards, die “CWA Dagger“-Awards in Großbritannien und der “Deutsche Krimi-Preis” in Deutschland.

Die Entwicklung des Krimigenres

Wie sich die Gesellschaft veränderte, veränderte sich auch der Krimi. Ursprünglich siegte die Gerechtigkeit immer, ein Fall wurde gelöst und der Täter musste büßen, doch mit der Zeit wurde dies immer weiter aufgelockert und verändert. Hier ist etwa die Schwarze Serie zu nennen, die der Gerechtigkeit kaum Spielraum lässt und ein grundsätzlich pessimistisches Weltbild suggeriert. Die so genannten Gangsterballaden, die meist in der Prohibitionszeit und in Chicago  angesiedelt sind, zeigen einen gesellschaftlichen Ausschnitt, während in neuerer Zeit der Thriller-Typ des Krimis immer mehr an Bedeutung gewinnt.

SpioneDiese Entwicklung setzte mit den Spionagethrillern ein, die politischen Gegebenheiten wie beispielsweise dem Kalten Krieg großen Spielraum in ihren Geschichten gaben und somit gleich ein weiteres heutiges Subgenre erschufen: den Polit-Thriller. In neuerer Zeit ebenfalls ein beliebtes Thriller-Subgenre ist der “Psycho“-Bereich. Dieses Subgenre geht gern an Grenzen und Tabus und versucht dabei darzustellen oder herauszufinden, wozu Menschen fähig sind, wie Menschen sich in extremen Situationen verhalten oder umgekehrt, was jemanden antreibt zu töten. Erklärungen und Analysen stehen bei diesem Bereich im Mittelpunkt.

Die Subgenres des Krimis

Bei der allgemeinen Beschreibung des Genres der Detektivgeschichten erscheint dieses Subgenre zunächst ein wenig farblos. Sogleich drängen sich Assoziationen zu Sherlock Holmes und Inspektor Columbo auf, dabei hat die Detektivgeschichte einige Besonderheiten zu bieten. Ermittler können Detektive sein, aber beispielsweise auch Polizisten, wie die eben genannten Beispiele zeigen. Doch das Spektrum reicht sehr viel weiter.

Detektivgeschichten sind zeitlich und örtlich nicht begrenzt, sondern können in jeder beliebigen Umgebung spielen. Umberto Ecos Roman Der Name der Rose, der mit Sean Connery und Christian Slater in den Hauptrollen sehr erfolgreich verfilmt wurde, verlegt die Detektivgeschichte beispielsweise ins Mittelalter. Auch Schriftstellerin Margaret Frazer erfreut sich mit ihren historischen Kriminalromanen großer Beliebtheit. Robert van Gulik hingegen erschuf mit der Serie Richter Di eine Ermittlerfigur im alten China. Und von unserer Begeisterung über SPQR, einer Detektivreihe aus dem Alten Rom von John Maddox Roberts, haben wir euch ja schon in unserer Kräuterlese berichtet. Die Detektivgeschichte wird zudem genreübergreifend eingesetzt.

Auch im Science Fiction-Bereich ist die Detektivgeschichte bekannt, wofür Isaac Asimovs Stahlhöhlen als Beispiel dienen sollen, ebenso im Jugendbereich (etwa Die drei ??? und TKKG), im Comic-Genre (beispielsweise Tim und Struppi) und im Horrorbereich (so die Serien John Sinclair und Larry Brent mit Spezialagenten als Protagonisten).

Relativ jung sind Geschichten, in deren Mittelpunkt Pathologen, Psychologen oder sogar Akademiker der archäologischen Sparte als Hauptcharaktere auftreten, beispielsweise Patricia Cornwells Protagonistin Kay Scarpetta, eine Pathologin, oder der Serienheld aus Für alle Fälle Fitz, ein Psychologe.

Ein besonderes Feld belegen Krimis der Schwarzen Serie, auch als Film Noir bekannt. In diesen Detektivgeschichten, in denen Protagonisten des Typs hardboiled detective wie Philip Marlowe auftreten, wird an den Festen einer heilen Welt gerüttelt und der Erfolg der Protagonisten ist keineswegs garantiert. Eher im Gegenteil erzählen Krimis dieser Sparte eine Geschichte der Hoffnungslosigkeit, doch dies sehr eigenwillig.

Es gibt so viel da draußen!

Es würde den Rahmen sprengen, auf die einzelnen Aspekte an der Stelle noch weiter einzugehen. Ist auch fraglich, wie spannend das wäre.

Uns war wichtig, einfach mal einen etwas differenzierteren Blick auf Krimis zu werfen und euch einen solchen darauf werfen zu lassen. Krimi ist eben nicht gleich Krimi.

Und darum ist “Krimis sind doof” auch erst mal keine wirklich (festgefahrene) Meinung. Vielleicht ist es der falsche Begriff und Spannungsliteratur im allgemeinen ist gemeint?

Vielleicht hast du aber auch DEINE Krimiform nur noch nicht gefunden?

Erzähl doch mal: Was liest du aus diesem mittlerweile doch sehr breiten Genre besonders gern oder worauf wirfst du ein Auge?